Reden für den Bräutigam

Der Bräutigam an die Braut

Dir, die ich mir zur Frau erwähle,
Sing’ meine Fehler ich. Hab’ acht! –
Erlaube, dass ich früher fehle,
Eh’ mich der Pfarr zum Eh’mann macht.
Noch ist es Zeit, dass wir uns trennen,
Noch fesselt uns die Ehe nicht.
Ich singe mich – mich sollst Du kennen,
Mein Herz: und dies ist kein Gedicht.

Bei Küssen, die wir jetzt verschwenden,
Vergisst man leicht das bisschen Ernst;
O Laura, lass Dich nicht verblenden,
Wie Du die Liebe fühlen lernst.
Den ganzen Himmel voller Freuden
Lös’t oft ein Quäntchen Kummer auf.
Lass uns erst richtig sein mit Beiden,
Denn unser Glück beruht darauf.

Kind, wird Dir auch ein Mann gefallen,
Der nur die Seele lieben kann?
Ich kann Dir nicht zu Füßen fallen,
Ich bete Dich als Frau nicht an.
Dein Blick, Dein Silberton, Dein Schimmer,
Verblenden mich als Eh’mann nicht,
Auf’s Herz, auf dies nur seh’ ich immer,
Und nicht so sehr auf Dein Gesicht.

Ich werde Dich als Gattin lieben,
Entzückt, o Laura, werd’ ich’s tun.
Doch, glaube mir! – bei heißen Trieben
Wird kältere Vernunft nicht ruhn.
Ich werde Dich sehr öfters fragen:
Mein Weibchen! – warum tust Du das?
Und oft Dir Deine Fehler sagen,
Indem ich meine selbst vergaß.

Wirst Du auch meine Küsse fühlen,
Die Du durch Tugend nur erwirbst?
Ich werde niemals mit Dir spielen,
Nicht starr sein, wenn Du modisch stirbst.
Ich werde finster sein und schelten,
Wenn Dich Galanterie betört,
Und gar nichts wird mir Laura gelten,
Wenn Laura ihre Pflicht nicht ehrt.

O Laura, stets wird mein Bestreben,
Das Glück, Dir zu gefallen, sein.
Ich werde ganz für Dich nur leben,
Doch meine Ruh’ Dir opfern? – Nein!
O Laura, Laura! – Eheleute
Verbindet nur die Sympathie:
Verstimmt sich ihre Herzenssaite,
Dann lächelt Hymen, glaub’ mir’s, nie!

Der Putz – Ja, Freundin, er ist sittlich,
Doch dien’ er nie der Eitelkeit.
O Beste, sei nicht unerbittlich,
Und wuch’re treu mit Deiner Zeit.
Sollt’ ich Dich vor der Toilette
Den ganzen morgen künsteln sehn:
Wie plötzlich würde mein Gespötte
In Zank und Kaltsinn übergehn!

Die sanfte Seele zu vereinen,
Sei meiner Laura Lieblingspflicht!
Für alle Stutzer sei sie steinern,
Nur für Moral und Tugend nicht!
O wenn ein frommes Buch dich bessert,
Wenn eines Freundes Umgang Dich
Und Deiner Seele Reinheit größert,
Dann, Laura, dann entzückst Du mich!

Sei witzig, doch sei es bescheiden,
Ein sanftes Herz siegt mehr, als Witz,
Gelehrt kann ich Dich gar nicht leiden,
Gelehrt bist Du mir auch nichts nütz;
Sprich zärtlich, – lass Orakelsprüche
Den Stolz der eitlen Närrin sein,
Weit mehr wirst Du mich in der Küche,
Als beim Euripides, erfreu’n.

Wirst Du mir auch nicht widersprechen?
Ich habe gar zu gerne Recht.
Kind, o wir werden öfters brechen,
Wenn diese Pest die Eintracht schwächt.
Mir fehlt die Kunst, leicht nachzugeben.
Weh’ mir, fehlt diese Kunst Dir auch,
Dann gleicht gewisslich unser Leben
Sehr oft dem schwarzgewölkten Rauch.

Doch Laura, ich will mich nicht grämen,
Und froh in uns’re Zukunft späh’n,
Denn Du wirst Dich nach mir bequemen
Und meine Schwächen übersehn.
Bei hundert Mängeln, die ich habe,
Gefall’ ich doch allem nur Dir,
Du bist gehorsam bis zum Grabe,
Das Recht der Herrschaft nehm’ ich mir.

Doch Du auch sollst den Szepter führen,
Nimmt ihn die Sanftmut in die Hand,
Du sollst durch Liebe mich regieren,
Und ich will Herr sein durch Verstand.
O sanfte Freundin, welch Entzücken!
Am späten Abend und auch früh
An’s Herz uns warm und zärtlich drücken,
Ein Gott stört unsern Bund dann nie.

Und nun, o Laura, will ich fragen,
Verlangst Du mich noch jetzt zum Mann?
Lass Deine Seele Antwort sagen!
Kind, Höll’ und Himmel hängt daran.
Sei redlich gegen Dich und schaudre,
Wenn Du erliegst, – vor mir zurück,
Zwar dann verlier’ ich Dich, o Laura,
Doch, süßer Trost! ich sang Dein Glück.

Universal-Gratulant, 1845

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner